Ich habe mich erst vor kurzem von meinem Mann und dem Vater unserer Tochter getrennt, bin ausgezogen und habe mir eine kleine, aber feine Wohnung in der Nähe der Kita genommen. Deshalb kann ich momentan nur aus meinen bisherigen Erfahrungen der letzten Wochen und Monate berichten.
Unsere Tochter ist jetzt 3½ Jahre alt und nach anfänglichem Wirrwarr konnten wir uns auf eine sehr ausgeglichene Regelung einigen. Der Vater musste zuerst einiges mit seinem Job und den Arbeitszeiten klären, damit er unsere Tochter auch an „seinen Tagen“ von der Kita abholen kann. Ich musste die neue Wohnung einrichten und für unsere Tochter ein zweites Zuhause mit schönem Kinderzimmer schaffen. Außerdem haben wir ein gemeinsames sehr gut befreundetes Elternpaar aus der KiTa, welches uns immer wieder mal in Engpässen unterstützen kann.
Für mich war es immer wichtig, dass die gute Beziehung zwischen Tochter und Vater bestehen bleibt und sich möglichst nichts daran ändert, auch wenn wir uns trennen. Wir können, in Dingen, die unsere Tochter betreffen, gut miteinander kommunizieren und lassen den jeweils abwesenden Elternteil am Alltag der Tochter mit Hilfe von kleinen Videos, Fotos und kurzen Nachrichten teilhaben. Das macht es auch dem anderen leichter und hilft in Phasen, in denen man das Kind sehr vermisst, oder auch wenn das Kind den anderen Elternteil vermisst. Außerdem können wir uns aufeinander verlassen und helfen uns auch, wenn mal Termine dazwischenkommen und sich spontan etwas ändert. Wir haben für den jeweils kommenden Monat einen Plan erstellt, in dem genau steht, wer unsere Tochter zur KiTa bringt und wer sie wieder abholt. Mit dieser Lösung geht es uns ganz gut und unserer Tochter gelingt der Wechsel von einem zum anderen Elternteil auch leichter, wenn in der Zwischenzeit KiTa-Programm war.
Im ersten Monat nach der Trennung war sie meist 4–5 Tage am Stück bei einem Elternteil und dann kam der Wechsel. Aber das schien uns und unserer Tochter zu lang. Wir haben es im folgenden Monat dann noch mal angeglichen und nun findet der Wechsel in der Regel alle 3 Tage statt. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, wenn wir unserer Tochter gesagt haben, dass der andere Elternteil sie heute abholen wird, und wir ihr einen Ausblick geben, wann man sich wiedersieht. Außerdem kann sie jederzeit mit dem nicht anwesenden Elternteil telefonieren. Trotzdem kommen hier und da Situationen, in denen sie den anderen vermisst oder auch fragt, wann sie wieder zu Papa oder Mama kann oder wann wir wieder zurückziehen …
Letzte Woche waren wir zum ersten Mal gemeinsam auf einer Veranstaltung in der KiTa. Vor der Trennung war ich immer allein auf solchen Treffen. Auch in Zukunft haben wir uns vorgenommen, zu solchen Aktivitäten jetzt gemeinsam zu gehen. Sowas ist nach der Trennung nun möglich, da sich alle anpassen und Freiräume für das Kind schaffen mussten. Einmal im Monat haben wir eine Familienaktivität geplant, damit unsere Tochter uns zusammen als Familie erleben kann und sieht, dass wir uns trotzdem verstehen, auch wenn wir nicht mehr zusammenleben.
Ich mache mir natürlich Gedanken darüber, welche Auswirkungen neue Partner auf diese Umgangsform haben werden. Allerdings hoffe ich, dass wir weiterhin offen und ehrlich miteinander kommunizieren können und das Wohl unserer Tochter nie aus den Augen verlieren. Ich verstehe uns weiterhin als Familie, auf die man sich verlassen kann und die füreinander und in erster Linie für unsere Tochter da ist.
Für meine Tochter ist es wahrscheinlich noch nicht so greifbar, denn sie fragt immer wieder mal, wann uns der Papa besuchen kommt oder auch mal bei uns schläft. Erst letzte Woche hat sie mich gefragt, wann wir das nächste Mal in den Urlaub mit Papa fahren werden. Das braucht wahrscheinlich seine Zeit und alle Beteiligten müssen sich daran gewöhnen.
Meine Eltern sind und waren mir immer eine große Stütze, aber auch sie brauchen ihre Zeit, um mit dem Modell, in dem wir nun leben, klarzukommen und es auch anzunehmen. Es kamen öfter mal Fragen, warum ihre Enkeltochter denn in dieser Woche schon wieder beim Vater sei. Aber nach einem ausführlichen und offenen Gespräch sind auch dort voreilige Zweifel begraben.
Ich verstehe dieses Modell des Umgangs als sehr anpassungsbedürftig. Man muss genau im Blick haben, was dem Kind gut tut und was für die Eltern realisierbar ist. Es geht nur, indem man miteinander spricht und Vertrauen hat.